100 Jahre Rösch

Im Restaurant Rösch in der Scheffelstraße 23 darf man sich wohlfühlen. Feine Holzvertäfelungen, Teppichboden, moderne Kunst an den Wänden und Fenster, deren dunkle Butzenscheiben im letzten Jahr entfernt wurden, machen das Traditionslokal zu einem hellen, Licht durchfluteten Wohnzimmer, in dem man sich gerne verwöhnen lässt. Und dafür sorgen Uwe Genz und Marc Schönkelch,* die im Jahr 2007 das Restaurant Rösch (wieder) übernommen haben und ihm mit gehobener gut bürgerlicher Küche zu seinem früheren guten Ruf neu verhelfen wollen. Schwäbische Spezialitäten wie Zwiebelrostbraten (ein wahrer Renner), handgeschabte Kässpätzle oder saure Nierle (vielleicht die besten in ganz Stuttgart) sind heute ebenso auf der fast täglich mit marktfrischen Empfehlungen ergänzten Speisekarte zu finden wie Bachforelle, Schweinelendchen oder Schwertfisch.
Wöchentlich im Wechsel bietet das Rösch außerdem einen Mittagstisch mit Gerichten zwischen 6 und 9 Euro an. Und als Extra zum 100-Jährigen gibt es mittwochs, donnerstags und freitags jeweils ein Gericht zum Jubiläumspreis von 10 Euro.

Tatsächlich, das Rösch wird in diesem Jahr 100 Jahre alt. Architekt Hermann Jäger aus der Bismarckstraße hatte das Haus Scheffelstr. 23 im Jahr 1908 auf eigene Rechnung gebaut und 1910 mit dem Restaurateur Gustav Rösch aus der Weißenburgstraße einen Käufer gefunden. Da Gustav Rösch die Gaststätte im Haus selbst übernahm trägt sie seither seinen Namen. Alte Gäste wollen sich übrigens daran erinnern, dass anfangs die Postkutscher auf dem Weg von Stuttgart nach Botnang hier einkehrten, sich aufwärmten und ihre Pferde derweil an den Metallbügeln außen am Haus festgebunden haben. Die Familie Rösch führte die Gastronomie in mehreren Generationen, zuletzt waren es die Köchin Amalie Rösch und ihre Schwester, die es dann altershalber an verschiedene Pächter weitergaben. So führte Gastwirt Wilhelm Wieninger das „Restaurant Rösch“ seit 1980 und fand mit seiner sehr guten bayrisch-schwäbischen Küche viele Freunde.

Im Jahr 1987 schließlich übernahmen Uwe Genz und Olaf Frankenstein das Restaurant. Sie brachten es mit ihrer gehobenen Küche soweit nach vorne, dass fast schon ein Stern über dem Haus schwebte. Tänzer des Stuttgarter Balletts und berühmte Dirigenten zählten in dieser Zeit zu den Gästen, aber auch der international bekannte Bildhauer Otto Herbert Hajek. Regelmäßig traf sich im Rösch auch ein Künstlerstammtisch mit Anton Stankowski. Doch dann starb Olaf Frankenstein und Uwe Genz verließ 1997 das „Rösch“, das nun eine wahre Odyssee erlebte: sieben Pächter in zehn Jahren und jeder mit seinem eigenen Konzept. Viele Gäste hatten damit ihre Schwierigkeiten und blieben weg.

Erst mit Uwe Genz und Marc Schönkelch* knüpft das Rösch seit 2007 wieder an seinen guten Ruf von einst an, weshalb auch frühere Gäste inzwischen den Weg hierher wieder finden. Beruflich ergänzen sich die beiden Inhaber bestens, der eine ist Koch und Kellner, der andere Winzer und Kaufmann. Großer Wert wird heute auf Produkte der Saison und der Region gelegt. Letzteres gilt auch für die Auswahl von Weinen und Spirituosen, die alle aus Spitzenbetrieben der Umgebung stammen und im tiefen Weinkeller, der früher einmal als Luftschutzraum diente, das richtige Klima finden.

Das Restaurant Rösch, Scheffelstraße 23, Telefon 65 47 47, hat mittwochs bis samstags 11.30–14 Uhr und ab 18 Uhr geöffnet, außerdem sonntags 11.30–14 Uhr. Auf der eigenen Sonnenterrasse bietet es 15 Plätze im Freien. Informationen über das Restaurant und die aktuelle Speisekarte finden Sie im Internet unter www.restaurant-roesch.de.

Wolfgang Kress
Historiker und Freier Journalist

* Auf Wusch wurde Name von Uwe Genz geändert.